Mit TEJA IV an die schwedische Südküste
Eine Reise von Christel und Joachim Blanck – Sommer 2016
Statistik:
Seetage: 24
Hafentage: 16
Reisetage gesamt: 40
Strecke unter Segel: 411,6 sm
Strecke unter Motor: 115,2 sm
Strecke im Schlepp: 0,0 sm
Strecke der gesamten Reise: 526,8 sm
Schleusen (Anzahl): 0
Mastlegen (Anzahl): 1
Seegebiete/Wasserstraßen und Häfen/Ankerplätze
DEUTSCHLAND
Ueckermünde – Oderhaff
POLEN
Kaiserfahrt – Świnoujście – Pommersche Bucht – Dziwnów – Kołobrzeg
DÄNEMARK
Nexø/Bornholm – Hammerhavnen/Bornholm
SCHWEDEN
Bornholmsgatt – Hanöbucht – Skillinge – Åhus – Sölvesborg – Ins. Hanö –
Karlshamn – Ins. Tärnö – Karlshamn – Ins. Hanö – Simrishamn – Kåseberga – Ystad – Smygehamn
DEUTSCHLAND
Glowe/Rügen – Sassnitz/Rügen – Greifswalder Bodden – Peenestrom – Peenemünde/Usedom – Rankwitz/Usedom – Oderhaff – Ueckermünde – Oderhaff – Odermündung
Reisetagebuch
Es sollte in diesem Jahr nur ein kurzer Törn werden, gemessen an unseren zeit- und streckenmäßig längeren Reisen der Vorjahre.
Wir hatten uns die schwedische Hanö-Bucht als Ziel gesetzt, ein See- und Küstengebiet, welches wir bisher immer nur „angekratzt“ hatten.
In der Stöcker-Werft in Ueckermünde haben wir wie immer das Schiff reisefertig gemacht, Öl- und Dieselfilter wurden gewechselt, ein Seewasserfilter eingebaut und kurz vor Abfahrt mußte ich noch die Frischwasserpumpe erneuern, der defekte Druckschalter der alten Pumpe war kurzfristig nicht zu beschaffen.
Das vorhandene Kartenmaterial war um die aktuelle Auflage des schwedischen Sportbootkartensatzes Hanö-Bucht ergänzt worden.
Über Winter hatten wir noch unsere Segelgarderobe erweitert, um die Lücke zwischen Genua und Fock II zu schließen. Um es vorwegzunehmen – die neue Fock I von T&J-Sails steht hervorragend.
Den obligatorischen Probeschlag über das Haff fuhren wir in diesem Jahr mit unseren großen Töchtern Heike und Kerstin, die nach längerer Zeit wieder einmal an Bord sein wollten.
Am Dienstag, dem 7 Juni war es dann soweit, mit dem Brückenzug 10.00 Uhr verließen wir unseren Liegeplatz, gaben den Göttern des Meeres und der Winde das traditionelle Trankopfer und konnten über das Haff bis zur Kaiserfahrt gut segeln, bei nachlassendem Wind mußten dann aber die letzten Meilen bis Świnoujście leider motort werden.
Der Wetterbericht für Mittwoch sagte für die zweite Tageshälfte NE um 4 voraus, der für das Zwischenziel Bornholm erwünschte Anlieger war damit nicht gegeben, so daß wir beschlossen, zunächst an der polnischen Küste ostwärts zu gehen. Dziwnóws neuen Yachthafen kannten wir bereits, die Yachthafenerweiterung in Kołobrzeg ist fertiggestellt und macht einen hervorragenden Eindruck.
Am Sonntag gab es dann mit E bis ESE um 4 den richtigen Bornholmwind, wir konnten die 56 sm von Kołobrzeg bis Nexø in 10 Stunden bei schönem Sonnenschein absegeln.
Wir hatten wohl das richtige Windfenster erwischt, Montag und Dienstag blieben wir wegen Starkwind und Regen in Nexø, aber an Bord konnten wir es uns richtig gemütlich machen. Hammerhavnen an der NW-Ecke von Bornholm kannten wir noch nicht, es war bei zunächst schwächelndem S, der dann aber auf ESE um 3 rückdrehte, unser nächstes Ziel.
Die kurzen 19 sm nach Skillinge am nächsten Tag waren etwas nervig, im Verkehrstrennungsgebiet Bornholmsgatt kamen die Frachter wie auf der Perlenschnur, zunächst ost- dann westwärts. Aber es ergab sich glücklicherweise keine Nahbereichssituation, um 15.45 Uhr waren wir wieder mal in Schweden. Nach Regentag in Skillinge ging es am Sonnabend, dem 18. Juni nach Åhus, nur unter Genua konnten wir die 31 sm in gut 6 Stunden absegeln und fanden unseren Liegeplatz im örtlichen Segelklub C4SS. Die schöne Altstadt war uns am Sonntag eine ausführliche Besichtigung wert.
Am Montag ging es dann weiter nach Sölvesborg, die kurzen 14 sm waren in etwas mehr als drei Stunden abgesegelt. Der Sölvesborgvikens Båtkubb hat einen schönen Hafen mit Blick auf die futuristisch anmutende Fußgängerbrücke, welche die längste in Europa sein soll. Die Nutzung von Klubraum mit TV und Bibliothek, Duschen und Waschmaschine ist im Liegegeld von 150 SEK (ca. 17 EUR) inbegriffen, eine sehr seglerfreundliche Regelung. Der Dauerregen am Dienstagvormittag verleitete nicht zum Auslaufen, wir haben die Stadt erkundet, Wäsche gewaschen und Abends Deutschland vs. Nordirland im Fernsehen geschaut. Am Mittwoch sollte es nach Hörvik gehen, wir haben im Hafen auch festgemacht, aber Ort und Hafen machten so einen tristen Eindruck, daß wir kurzentschlossen nach Hanö weiterliefen. Hier wollten wir eigentlich am Freitag Midsommarafton feiern, aber bei dem schönen Wetter und gutem Wind versegelten wir lieber wieder zurück an die Küste nach Karlshamn. Es ist eine schöne Küstenstadt mit einer gelungenen städtebaulichen Synthese aus alt und neu. Karlshamn war im 19. Jhd. einer der wichtigsten schwedischen Auswandererhäfen, von dem aus mehr als eine Million Exilanten ihr Glück in der Neuen Welt suchten. Ein beeindruckendes Denkmal erinnert an diese Periode. Wir wanderten längs der landschaftlich reizvollen „Strandpromenaden“ vom Seglerhafen bis ins Stadtzentrum und erfuhren, daß das Midsommarfest am Nachmittag im Rosengarten stattfindet. Aber nach dem langen Weg hin und zurück waren wir so k.o., daß wir nur noch unsere eigene kleine Midsommarfeier an Bord machen wollten.
Am Sonnabend dann in den Schärengarten, unser Ziel war Tärnö, eine reizvolle Ferieninsel mit lautem und geschäftigen Haupthafen (Fähre, Motorboote, Kaufmann) und einem ruhigen und angenehmen Seglerhafen ca.1,5 km weiter östlich, wo wir auch anlegten. Nochmals Karlshamn und Hanö, dann ging es an den Westausgang der Hanöbucht nach Kåseberga. Für unsere Verhältnisse waren der auflandige SE mit 5 Bft. bei Starkregen vor der engen Hafeneinfahrt schon eine Herausforderung, aber VOLVO hat uns noch nie verlassen und uns auch diesmal gut an die Kaikante gebracht. Obwohl wir schon um 13.00 Uhr festgemacht hatten, kam an diesem Nachmittag kein weiterer Segler. Über den nächsten kurzen Törn nach Ystad ist nicht viel zu berichten. Für 10 sm drei Stunden, das spricht für sich. Am Freitag gab es im Hafen eine freudige Überraschung: Hanne und Dieter aus Großenbrode besuchten uns ganz zufällig auf dem Boot. Wir haben sie erstmals 2003 bei unserem Finnland-Törm und später mal in Lauterbach getroffen. Die Seglerwelt ist manchmal klein.
Unser nächster Hafen Smygehamn ist mit den Koordinaten 55° 21′ N, 13° 22′ E der südlichste Ort Schwedens und ein guter Absprunghafen nach Rügen oder Hiddensee, wo wir noch ein paar Tage verbringen wollen. Der Hafenmeister ist gebürtiger Schleswig-Holsteiner, wohnt schon über 50 Jahre in Schweden und ist Schatzmeister des örtlichen Segelvereins. Wir hatten noch einen schönen Klön.
Am Montag, dem 4. Juli öffnet sich ein günstiges Windfenster und wir legen für den ca. 50 sm langen Trip um 06.00 Uhr ab. Aber zu allem Unglück vertörnte sich eine Festmacherleine im Propeller, wir müssen im Hafenbecken ankern, der Wind hätte uns nicht an die Kaikante, sondern auf die Steinschüttung gedrückt. Aber nach einer guten Stunde und drei Tauchgängen mit Sicht 0 ist alles klariert. Hiddensee konnte wir nicht anliegen, die knapp 47 sm bis Glowe (Rügen) reiten wir in 8 Stunden ab, für unser Schiff ein schöner Speed und für die Crew etwas anstrengend.
In Glowe fahren wir in die erstbeste Box nach der Hafeneinfahrt rein, ein Fehler, wie sich später herausstellen wird. Am Dienstag gibt der Wetterbericht für den Abend und die Nacht Sturmwarnung bis 8 Bft. Wir verdoppeln die Festmacher, bringen eine zusätzliche Spring aus, bauen die Kuchenbude ab und sind sicher, alles Erforderliche vorbereitet zu haben.
Es wurde dann doch ungemütlich, ab 00:00 Uhr sind wir Hafenwache gegangen, um im eventuellen Havariefall nicht unvorbereitet zu sein. Es hat aber alles gut gehalten. Nervig war nur das ununterbrochene Geklatsche an den Spiegel. Der Starkwind steht nun die nächsten Tage durch, wir nutzen eine kurze windschwache Phase, um das Boot in eine Innenbox mit Bug in den Wind zu verholen. Ansonsten haben wir diese Tage genutzt, um von Glowe Ausflüge mit Bus und Fahrrad in die schöne Umgebung zu machen. Sassnitz, Peenemünde und Rankwitz waren dann unsere letzten Stationen mit unspektakulären Tagestörns, um schließlich am Mittwoch, dem 13. Juli nach dem 13 Uhr-Brückenzug wieder in der Bootswerft Stöcker anzulegen. Danach ging es nach langen Jahren wieder zurück nach Berlin in den Heimatverein SC Argo.
Fazit: Auch eine kurze Reise hat ihre Reize